I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Sonntag, 9. November 2014

Im Unterholz ein Hirsch

Nachdem wir gestern Abend spontan einem Aufruf der fittesten Radgruppe auf dem Planeten gefolgt sind, stürmen wir heute früh die Umziehkammer. Bei +2°C Fahrrad fahren verlangt schließlich eine ordentliche Vorbereitung. Allerdings offenbar nur bei uns. Als wir nämlich zum Treffpunkt kommen stelle ich fest, dass der schnelle Mann von Welt hier ganz locker im Unterhemd, Langarmshirt, Dreiviertel Hose und Windweste fahren kann. Immerhin zieht er auch noch eine Mütze und Handschuhe an. Das ist ja schon mal was. Ich dagegen habe zusätzlich zu allem was er trägt noch zwei weitere Schichten an und Überschuhe. 

Wir treffen uns auf Asphalt und fahren eine kurze Etappe wie üblich. Dann geht's in den Wald und spontan wird alles anders. Die Herren fahren nicht die üblichen Wege, die jeder fahren kann und die ich sonst immer nehme. Die Herren, allen voran, der Vorfahrer in der roten Jacke, fahren einfach mal nach links in den Wald hinein. Ich erkenne hier keinen Weg, werde aber sofort darüber informiert, dass es immer Weg heißt, sobald einer vorfährt und quasi aus dem Nichts einen Weg schafft. Gut zu wissen. Im Unterholz steht ein Hirsch und versteht wahrscheinlich die Welt nicht mehr. Irgendwie verstehe ich ihn ganz gut. 


Wir fahren nun permanent solche Wege über Querwurzeln, durch Schlamm und Blätterhaufen mitten durch statt außen rum und ich bin baff, was das Fahrrad alles kann. Es rutscht hinten weg oder vorne, oder beides, es driftet um die Kurven und auch durch den tiefen Schlamm, fährt es einfach so durch, wenn ich weiterdrehte. Auch vor dem Unfall bin ich so eine Strecke nie gefahren und wäre auch überhaupt niemals auf die Idee gekommen, dass man diese vermeindlichen Wege im Wald überhaupt mit einem Fahrrad befahren kann. Niemals. 


Aber es geht. Sehr gut sogar. Ganz hervorragend. Ich bin begeistert und brauche nur eine richtige kurze Pause. Die Männer brauchen natürlich keine, haben alle alle vorher damit angegeben wie unfit, krank oder schwächlich sie heute wären. Klar. Aber dann durch das Unterholz jagen, wie vom wilden Hafer gestochen. Die erzählen mir so schnell nichts mehr von "ich kann nicht mehr". Ich weiß nämlich jetzt was die Herren damit meinen und mit "ich kann nicht" hat das rein gar nichts zu tun. 

Wir fahren heute 47km kreuz und quer durch den Wald. So viel, wie ich noch nie zuvor kreuz und quer durch den Wald gefahren bin. Unglaublich. Dem Crosser hat es unheimlich gut gefallen und mir auch. Morgen habe ich garantiert wieder Muskelkater, aber das bin ich von den letzten Tagen ja irgendwie gewöhnt. 

4 Kommentare:

  1. "Es heißt immer Weg, sobald einer vorfährt" - Das ist ja wohl mal ein klasse Spruch! Den merke ich mir. Und der gilt auch fürs Laufen. Da hab ich nämlich im Harz mit einigen Laufbloggern dieses Jahr ähnliche Erfahrungen gemacht. Okay, da driftet dann nichts weg - aber den Muskelkater gibt es hinterher genauso! :-)

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    1. Mir war der Spruch auch neu Eddy... ich glaube, die Herren haben den spontan erfunden. Weil Frauen immer so blöde Fragen stellen. ;-)

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  2. Ha, wie ich das liebe: man trifft sich mit ein paar Leuten zu einer lockeren MTB Tour und die Männer, die dort aufkreuzen sind alle unfit, nicht trainiert, langsam, können grad nicht und dann rasen sie wie der Teufel durch den Wald.
    Ich glaube das ist so ein Männerproblem. Dem Gegner erstmal vormachen das er sicher ist. Oder sowas in der Art :-))))
    Was ich sehr beachtlich finde ist, das dein Crossrad ja eigentlich ein Rennrad ist mit Crossreifen, wenn ich das richtig sehe. Damit kannst du richtig durch den Wald fahren?
    Ich würde ja Trails mit Wurzeln und so nur mit einem richtigen MTB fahren mit ganz dicken Reifen. Und auf einem Rennrad sitzt man ja auch ganz anders. Ich fürchte damit würde ich gar nicht erst durch den Wald kommen :-))
    Wie machst du das?
    Es gibt noch einen schönen Spruch zum Thema fahren im Wald:
    Cross ist das, was man vorfindet :-)
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Hallo Helge,
      also ein Crosser ist doch extra genau für solche Sachen gemacht... die richtigen Crossfahrer bei Ihren Wettkämpfen fahren sicherlich noch verrücktere Strecken als ich gestern. Den Grip hast Du nicht wegen der Reifendicke sondern wegen des Luftdrucks und des Profils. Und das mit dem Luftdruck hat mir einer der versierten Herren gestern ganz hervorragend angepaßt. Das klappt gut. Du kannst es ruhig mal probieren. Man steckt nicht so viel Arbeit in die Federung und kann den MTB's auf den Waldautobahnen auch mal wegfahren. ;-)
      In der Theorie.
      Viele Grüße,
      Claudi

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