I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Freitag, 30. August 2013

Lebenswert!

Zwei Jahre sind eine lange Zeit. Manche Menschen messen das in Kinderentwicklungsschritten, manche in beruflichem Erfolg, Sportler oftmals mit erreichten Bestzeiten oder Medaillen und doch sind zwei Jahre irgendwie kaum greifbar. Zwei Jahre auf dieser Welt können uns jede Menge Schönes bescheren und genauso jede Menge Elend.

Vor zwei Jahren bist Du gestorben. Plötzlich und unerwartet, mitten aus dem Leben gerissen. Du hast eine Lücke hinterlassen, die für mich nach wie vor unbegreiflich ist. Obwohl ich nach wie vor nicht sagen kann, ob wir noch Kontakt hätten mittlerweile, weil sich meine Arbeitsstelle verändert hat . Und wenn er noch wäre, ob intensiv weiß ich auch nicht. Das ist aber auch egal, weil es sowieso nicht mehr interessiert. Das -was wäre wenn- kann wirklich extrem nervenaufreibend sein, wenn man es läßt. Ich bemühe mich, Dich in Erinnerung zu behalten und nicht zu vergessen. Das fällt mir nicht schwer, denn noch immer kann ich mir Dein Lachen und Dein Wesen immer wieder ins Gedächtnis rufen.
Ich muß oft an Dich denken, weil ich weiß, was ich Dir von den aktuellen Situationen immer so erzählt habe. Und jetzt erzähle ich es Dir natürlich nicht mehr. Irgendwie bin ich diesbezüglich stehen geblieben. Vor zwei Jahren.

Dabei hätte ich jede Menge toller Sachen verpaßt, wenn ich wirklich vor zwei Jahren stehen geblieben wäre. Die Welt hat sich schließlich unerbittlich weitergedreht. Meine beste Freundin aus Kindertagen hat geheiratet und meine Nennnichte ist auf die Welt gekommen. Leider wohnen sie nicht um die Ecke, die Distanz ist für mich aber gut zu verkraften, Besuche waren eh selten, die Nähe ist trotzdem da. Das ist das Wichtigste. Überhaupt sind in unserem Freundeskreis einige Kinder geboren worden und natürlich sind auch neue Freundschaften entstanden und andere haben sich irgendwie auseinandergelebt. Zwei Jahre sind eben irgendwie doch einiges an Zeit. Wie schade, wenn die letzten zwei Jahre nicht gewesen wären. Nicht nur für die anderen, sondern auch für mich. Ich möchte keinen Tag missen… und doch fühlt sich manches Ereignis an, als wäre es erst gestern gewesen. Obwohl es doch schon länger her ist.

Die Nachricht, dass Du verstorben bist, ist mir nach wie vor unheimlich präsent. Auch die Reaktion unseres Geschäftsführers und der Kollegen. Es zerreißt mir immer noch fast das Herz, wenn ich an die Zusammenkunft der Kollegen im Besprechungsraum denke und an die Nachfragen aus anderen Abteilungen des Unternehmens, ob die Email mit der Information an die Mitarbeiter, ein Scherz sei. Ich bin dann doch sofort wieder zurück am 30. August 2011. Ich bin sofort zurück in meinem alten Büro, an meinem alten Arbeitsplatz und in Mitten der ehemaligen Kollegen. Ich kann den Flur und den Teppich riechen und das Eau de Toilette des Chefs, ich höre die gedämpften Stimmen auf dem Gang und ich merke das gleiche unangenehm beklemmende Gefühl wie damals. Ich habe den Eindruck, ich kann das Gefühl und den passenden Film dazu Ein- und Ausschalten. Manchmal zumindest. Und oftmals weniger aus als ein.

Gerade planen der Zeugwart und ich mal wieder einen Urlaub in den USA. Deine Reiseführer und Insidertipps von vor zwei Jahren halten derzeit wieder mal mit unerschöpflicher Kreativität dafür her. Das Land in das Du so gerne gefahren bist… und nie wieder besuchst. Obwohl das sicherlich die kleinste Sorge überhaupt sein dürfte. Wenn es überhaupt um Sorgen geht.

Worum es geht weiß ich selbst nicht so genau. Wenn ein Leben vorbei ist, ist es eh vorbei. Es gibt ja im Nachhinein nichts mehr zu ändern, zu ergänzen oder wegzustreichen. Man lebt sein Leben so, wie es ist. Wenn dann irgendwann der Schlußstrich gezogen wird, zieht keiner Bilanz und errechnet Sinn oder Unsinn oder eine Wertigkeit. Leben sind einfach, wie sie sind. Man kann sich zu Lebzeiten bemühen sein Leben so zu gestalten, dass es gefällt. So dass man selbst das Gefühl haben kann, wenn es irgendwann vorbei ist, hat das schon gepaßt. Aber ob es nachvollziehbar ist für andere, das weiß man nie. Und eigentlich ist das dabei aber auch egal. Weil es nur auf einen selbst ankommt. Mit dem Leben eben lebenswert umzugehen und das Beste rauszuholen.

Und ich hoffe einfach, dass Deines schlussendlich gepasst hat. Für Dich. Und ich hoffe, dass ich irgendwann die Ruhe finde. Für mich.  

2 Kommentare:

  1. Claudi, deine Worte gehen mir wirklich nahe. Die Vorstellung das das Leben einfach so weiter geht, wenn liebe Menschen von uns gegangen sind, ist wohl das, was wir am wenigstens begreifen können. Und die Unabänderbarkeit die der Tot mit sich bringt.
    Umso wichtiger ist es, das wir unser Leben lebenswert gestalten :-). Das wir genießen und uns freuen. Denn es gibt so vieles zum Freuen.
    Liebe Grüße und ganz festes Daumen drücken für dich am Sonntag. Du schaffst das. Das soll ein ganz toller Tag für dich werden :-).
    Helge

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