I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Sonntag, 4. August 2013

Frankfurt City Triathlon

Als Zuschauer bei Triathlon Veranstaltungen rumzustehen und anzufeuern hat ja bekanntlich so seinen ganz eigenen Zauber. Heute ist wieder mal Triathlon in Frankfurt und der Zeugwart und ich verbinden unsere Radrunde mit einem kurzen Stopp an der Strecke, um unsere Vereinskollegen anzufeuern. Ich finde, wenn man schon mal eine Heimveranstaltung hat, dann kann man die Stunde wirklich investieren. Wir bilden also ein Ministimmungsnest an der Radstrecke und weil wir in exponierter Lage stehen, kommen wir nicht umhin uns von den umstehenden Passanten, die ebenfalls zuschauen, mit Weisheiten versorgen zu lassen.

Der Wettkampf um den es hier heute geht, ist der Frankfurt City Triathlon. Geschwommen wird im Langener Waldsee, dann geht’s mit dem Rad in die Innenstadt wo dann auch gelaufen wird. Der Veranstalter bietet zwei Distanzen: Olympisch und Jedermann. Dementsprechend gibt es auch wieder ein fröhliches Sammelsurium an Fahrrädern auf der Radstrecke. Triathloncarbonzeitfahrmaschinen mit Scheibenrädern überholen Trekkingfahrräder mit Körbchen. Es gibt Radfahrer, die ihren Wechselbeutel gleich mitnehmen, welche mit Rucksack, welche die ihren Radhelm falschrum aufhaben und genügend, denen jegliche Wettkampfregeln vollkommen fremd sind. Und genauso bunt, wie das Durcheinander an Athleten, so sind eben auch die Zuschauer an der Strecke.

Die Dame vor uns wartet mit einer großen Kamera und ihrem sehr leistungsstarkem Teleobjektiv auf ihren Sohn. Welche Distanz der macht und wie lange er braucht ist unklar. Er hat eine 1.000er Startnummer und will so 50Minuten laufen. Es ist aber sein erster längerer Triathlon. Sie ist fast schon am Aufbrechen, als Oliver dann endlich vorbei kommt und sich freut, dass Mama doch ausgeharrt hat.

Eine Gruppe junger Frauen kommt mit dem Rad an. Sie halten kurz inne und besprechen sich, dass man doch kurz mal hier warten könne, vielleicht kennt man ja jemanden. Ich muß grinsen. Die Menschen rechnen wirklich mit herrlich erfrischenden Zufällen. Als die Mädels dann aber feststellen, dass so spontan keiner auf dem Rad zu erkennen ist, fahren sie weiter.

Eine Gruppe älterer Semester kommt ebenfalls mit den Fahrrädern an. Alle fahren batterieunterstützt und haben sofort einen Herr der Lage bestimmt, der, als die Räder alle abgestellt sind, sogleich dazu übergeht allen Beteiligten zu erklären um was für eine Veranstaltung es sich hier heute handelt. Bei solchen Erklärungen höre ich wirklich extrem gerne zu… und so rücke ich unauffällig näher, um wirklich alles mitzubekommen. Mittlerweile haben wir nur noch Startnummern der kürzesten Distanz auf der Strecke, und das erklärt der Leitwolf so: „Heute ist hier Triathlon, das ist eine schwierige Sportart, die aus Dreien zusammengesetzt ist. Erst werden so 5-6km geschwommen, dann fahren die Athleten mit dem Rad so 40km und dann wird ein kleiner Marathon am Ende angehängt. Im Ziel heißen dann alle Ironman. Auch die Frauen, denn der Fachausdruck dafür ist rein männlich. Es gibt sowieso sehr wenige Frauen die so etwas schaffen.“ Ah. Gut zu wissen. Als Lisabet um die Ecke biegt, bin ich leicht angespitzt ihr zuzurufen, dass sie für die 5-6km Schwimmen aber ganz schön flott war und ob sie vielleicht abgekürzt hat. Aber ich verzichte, rufe ihr lediglich zu, dass es keinen Grund gibt langsam zu machen, werde dafür vom Ordner gerügt und dann ist unser Einsatz hier auch schon beendet.

Der Leitwolf bleibt mit seiner Schafherde noch an der Strecke stehen. Aber der Zeugwart und ich fahren mit unseren Mountainbikes weiter, denn heute sollen wir 3,5 Stunden Rad fahren sagt der Trainer und das macht sich ja leider nicht von selbst. Der Zeugwart steuert uns zielsicher in Richtung Frankfurter Flughafen. Wir öffnen Tiergatter, überqueren Bundesstraßen, die ich sonst nur vom Auto aus kenne, ich lege mich mit meinem MTB auch noch mal sanft ab, weil meine Radbeherrschung wirklich zu wünschen übrig läßt, und irgendwann sind wir an der Aussichtsplattform an der A5. Hier richten sich alle Kameras auf uns. Also gefühlt. In der Realität natürlich nicht. Da wird gerade irgendein Lufthansaflugzeug fotografiert, was im Landeanflug ist. Der Zeugwart und ich stellen fest, dass wir wirklich überhaupt gar keine Ahnung haben. Wir sind anscheinend die einzigen Banausen, die es heute hierher verschlagen hat. Alle anderen sind mit großen Kameras, bebilderten Büchern und Picknick so professionell ausgestattet, dass wir schnell beschließen, wir gehören hier nicht her. Also fahren wir weiter in Richtung Schwanheim.

Irgendwann wird der Zeugwart immer schneller. Oder ich werde immer langsamer. Keine Ahnung. Als ich ihn rufe, sind die Flugzeuge so laut, dass er mich nicht hört und als er an einer Ampel auf mich wartet, stellt er schnell fest, dass mein Hinterrad platt ist und ich deshalb sicherlich so lahm bin. Und ich dachte schon. Netterweise legt der Zeugwart sofort los. Wir stellen fest, dass die Ausstattung der MTB’s unbedingt ausbaufähig ist und wir zum Beispiel gut und gerne mal einen Reifenheber mit in die Tasche packen könnten. Außerdem habe ich auch gar keine Pumpe. Das ist mir bisher nie aufgefallen, aber das kann schon blöd werden. Heute nutzen wir die Pumpe des Zeugwarts. Er flickt den Reifen und pumpt. Er muß endlos pumpen, bis der Reifen endlich Formen annimmt. Ich beschließe deshalb klammheimlich gleich zwei neue Pumpen zu kaufen. Als ich den Reifen wieder montiert habe, ist er wieder platt. Was ein Mist.
Jetzt wechseln wir den Schlauch. Dem Zeugwart ist beim Flicken ein kleines Missgeschick passiert. Gott sei Dank können wir beide über so etwas herzlich lachen. Jetzt geht’s auch mit dem Aufpumpen gleich viel leichter. Ich streiche also die eine neue Pumpe wieder von der Einkaufsliste. Dann baue ich das Hinterrad wieder ein und wir fahren weiter. An der Tankstelle kaufen wir eine Jacqueline Cola, denn ich finde keine Flasche mit Claudia drauf, und dann fahren wir in Richtung Schwanheim weiter durch den Wald. Wir kommen irgendwann zurück nach Frankfurt und fahren dann am Main entlang zurück nach Hause.

Sonntags ist es am Main entlang wirklich herrlich. Man erlebt auch hier den ganz besonderen Großstadtzauber. Mütter mit kleinen Kindern, Hundehalter, Jogger, Inlineskater, Spaziergänger, Radfahrer dazwischen immer mal eine kaputte Glasflasche mitten auf dem Weg und natürlich die vielen Gesprächsfetzen, die man aufschnappen kann. Wunderbar. Am besten gefallen mir heute die zahlreichen Wespentänze von Erwachsenen, die ihr Eis nicht mit einer Wespe teilen möchten, sondern wie gejagt kreuz und quer über Wiesen und Wege schießen, ohne Rücksicht darauf, ob eventuell ein Radfahrer kommt. Ich fahre allerdings vorausschauend und rette so zahlreiche Leben. Von Menschen. Nicht von Wespen.

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