I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Dienstag, 18. Dezember 2012

Das Leben leben.

Ich werde wach und weiß sofort was für ein Tag ist. Ein ganz normaler Dienstag. Außer, dass ich heute Abend zum Sport gehe und die Teamchefin mitkommt.

Und außer, dass heute Dein zweiter Geburtstag ist, an dem mich alle sozialen Netzwerke entsprechend erinnern und an dem ich Dir nicht gratulieren kann. Ich dachte, als Du gestorben bist, Du bist bis heute längst aus meiner Erinnerung verschwunden. Ich dachte, ich vergesse Deinen Geburtstag, Deinen Todestag, Deine Erzählungen, Dein Lachen und Dein Wesen.
So ist es aber nicht.

Dein Lachen ist in meinen Ohren zwar leiser geworden. Das stimmt. Ich kann es kaum mehr hören mittlerweile. Nur, wenn ich mich konzentriere, dann höre ich es noch. Nicht laut, nicht sehr deutlich, aber ich erkenne Deine Stimme und Deine Art zu lachen.

Seit dem Du gestorben bist, habe ich einige Menschen verloren, um die es mir leid tut. Die Jahre fließen dahin und außer, dass immer mehr Kinder in meinem Bekanntenkreis zur Welt kommen, sterben halt auch immer Menschen.
Meine Oma ist in diesem Jahr gestorben. Im Gegensatz zu Dir, war sie weit über 90 Jahre alt und hat sich schon vor Jahren aufrichtig gewünscht, zu sterben. Ihr war alles zu viel, das Altenheim nicht ihr Zuhause und sowieso haben sich ihre Bekannten nicht an die "Reihenfolge" gehalten und sind oft vor ihr gestorben. Es war gut für meine Oma, dass sie die Welt irgendwann einfach losgelassen hat und sich verabschiedete. Sie hat das lange kommen sehen, aber den Absprung einfach nicht früher geschafft. Man möchte meinen, sie hatte noch zu tun, etwas zu erledigen oder mußte noch was fertig denken. Und erst in diesem Jahr, war es dann soweit, dass sie endlich ihren lang ersehnten Schlußstrich ziehen konnte.

Es scheint mir aber, dass dieser Schlußstrich für Dich einfach zu spontan kam. Du warst nicht vorbereitet und wir alle auch nicht. Um weiter auf der Reihenfolge rumzuhacken... Du warst nicht dran. Deine Zeit war trotzdem einfach abgelaufen.

Ich denke mir so manchmal, dass es gut ist, dass keiner weiß wann die eigene Zeit rum ist. Sonst würde man seine verbleibende Zeit nicht mit soviel verrückten Dingen füllen, sondern viel mehr machen, was Spaß macht, was einem wichtig ist und was einem gut tut.
Man verliert so leicht den Blick für das berühmte Wesentliche.
Es ist einfach nicht möglich die eigene Endlichkeit ständig im Auge zu haben, das würde einen ja wirklich total verrückt machen. Wenn's vorbei ist, ist es eben vorbei. Aber bis dahin sollte man sein Leben trotzdem möglichst so verbringen, dass man irgendwann nicht entäuscht von so einer Wolke runterschaut um festzustellen, dass man doch gerne noch mal nach Singapur gefahren wäre und das nur nicht gemacht hat, weil es eben in den letzten 40Jahren irgendwie nie gepaßt hat. Oder dass man einen blöden Job ewig ausgeübt hat, obwohl der nie Spaß machte, einfach deshalb, weil man es eben gemacht hat. Und sich jahrelang darüber ärgerte.

Du kannst nicht auf 40 Jahre Leben zurückblicken von Deiner Wolke.
Generell fällt mir auf, dass ich Dich was das Älter werden angeht, längst eingeholt habe. Ich versuche mein Leben so auszurichten, dass ich viel mitnehme, was zu genießen ist, Menschen, die mich ganz offensichtlich nicht mögen, nicht dazu zu zwingen es zu tun und mein Leben eben zu leben solange es geht. Damit der Blick von meiner Wolke irgendwann entsprechend zufrieden sein kann. Wenigstens ansatzweise zufrieden.

Das Leben leben ist wichtig. Nicht das Leben ertragen.

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