I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Donnerstag, 13. September 2012

Banana position & Early Bird Lobster


Als ich wach werde ist Land in Sicht. Da ich annehme, dass unser Kapitän das längst bemerkt hat, mache ich mir nicht die Mühe jemanden von der Crew zu informieren. Wir ziehen uns an und gehen frühstücken. Man muß einfach Prioritäten setzen. 
Das riesige Schiff fährt durch jede Menge Reusen und schon legen wir auf Reede an. Vor uns liegt der Staat Maine, in Neu-England, und sein Küstenort Bar Harbor. Ursprünglich gegründet 1796 als „Eden“ auf Mount Desert Island und erst 1918 in Bar Harbor umbenannt. Eden hätte man es aber ruhig auch weiter nennen können, finde ich zumindest. Der Blick auf den Küstenort und die einzelnen Inseln rund rum ist toll und so schmeckt mir das Frühstück gleich noch ne Ecke besser. Obwohl es auf dem Schiff sowieso was die Essensauswahl angeht, eh keine offenen Wünsche gibt. 
Da wir nicht mit 50Leuten durch den Arcadia Nationalpark wandern möchten, heute aber auch nicht nur im beschaulichen Bar Harbor eine Lobsterbar nach der anderen unsicher machen wollen, haben wir uns schon zu Hause für einen Kajak Ausflug entschieden. Der Zeugwart ist bei so was ja immer gut dabei und so war der Ausflug schnell entschiedene Sache. Online zu Hause gab es sogar noch einen Rabatt... 


Um zum Kajak zu kommen müssen wir ein Tenderboot zum „Festland“ nehmen. Also zu Mount Desert Island. Nicht wirklich Festland... aber so fest es hier eben wird. 
Auf der Insel angekommen flitzen wir einmal quer durch Bar Harbor zum Kajak Shop. Hier bekommen wir unsere Schwimmwesten und einen Spritzschutz den wir über den Einstieg spannen können. Jetzt erst wird mir überhaupt klar, was Kajak fahren ist... oh man. Ich dachte an Kanufahren... wie wir es erst kürzlich in Lüneburg gemacht haben... aber nein. Kajak eben. Ok. 
Unsere Tour wird von www.acadiakayak.com durchgeführt. 

Nachdem wir auch noch Wasserschuhe angepaßt bekommen haben, besteigen wir einen Bus und fahren zum anderen Ende von Mount Desert Island. Ich setze mich mit voller Montur, inklusive angelegter Schwimmweste, in den Bus. Immerhin sind wir ja auf einer Insel... ha ha. Nach 20Minuten Fahrt sind wir an der Einstiegsstelle und bekommen unsere Einweisung. 

Wir erfahren wie wir paddeln, wie wir ins Kajak einsteigen, wie man am besten nicht nass wird und wie wir uns verhalten sollen, falls wir umkippen. Oh Gott... umkippen kann man auch? Herjee. Wir verstehen den Guide in seinem klaren Englisch ganz hervorragend. Andere aus unsere Reisegruppe verstehen rein gar nichts... was ich sehr mutig und total erstaunlich finde. 
Der Zeugwart und ich besteigen unser Kajak und der Guide schiebt uns ins Meer. Na bravo. Ich sitze vorne und soll den Takt vorgeben. Der Zeugwart sitzt hinten und soll lenken. 

Dann mal los. Der erste Test ist das Unterfahren eines kleinen Piers... und das machen wir ganz prima. 

Wir bekommen noch erzählt, welche Wildtiere es heute zu finden gilt und sind schon unterwegs. Das Paddeln klappt ganz gut. Allerdings bin ich sicher, dass mir morgen nicht nur die Oberarme, sondern bestimmt auch der Rücken weh tut. Aber ich bin ja noch jung. Oder so. 
Wir paddeln und halten Ausschau nach wilden Tieren.  

Und tatsächlich fahren wir so vor uns hin und vor uns tauchen ein paar Seehunde auf. Sie entspannen sich in der „Banana Position“, also Kopf und Schwanz in die Höhe in der Sonne. Das sieht herrlich gemütlich aus, wie sie so vor sich herliegen. Und da wir mit dem Kajak praktisch überhaupt keinen Lärm machen, stören wir die Rumlieger auch nicht. 
Was ein naturnaher Ausflug. Schön. Wir paddeln weiter an der Küste entlang, sehen Kormorane und Loons und weitere Seehunde. Tauchend und sonnend.


Nachdem wir an einem einsamen Strand ein kurzes Paddelpäuschen gemacht haben, geht es zur Aufgabelstelle zurück. Insgesamt sind wir schon gute 10km unterwegs. Wir queren relativ küstenfern eine Bucht, fahren auf den Strand auf und steigen aus. 

Nachdem die Boote wieder auf dem Hänger verladen sind, fahren wir zurück zur Basis. Dort ist Füße waschen angesagt. Außerdem holen wir unsere zurückgelassenen Rucksäcke und Schuhe und ziehen die Schwimmwesten aus. 
Dann machen wir noch eine Tour zum Cadillac Mountain. Die höchste Erhebung in Maine mit ganzen 500Metern Höhe.  Der Blick ist super heute, kein Dunst, kein Nebel, nur klare Sicht auf Bar Harbor, auf die Kreuzfahrtschiffe auf Reede und auf der anderen Seite auf Cranberry Island. Wirklich toll. 

Zurück zum Clubschiff geht es wieder via Tenderboot. Etwas wackelig, aber so ist das eben auf dem Meer. 

Die Kajak Tour zu machen war eine wunderbare Idee! Soviel Natur und die Seehunde hätten wir ohne Kajak nie zu Gesicht gekriegt. Soviel ist sicher. 

Ohne einen Umweg zurück auf die Kabine zu machen, gehen wir nach der Rückkehr vom Kajakfahren direkt ins Restaurant. Ich muß den Zuckerhaushalt dringend ausgleichen. Unsere Tischnachbarn erkennen sofort, dass wir heute sportlich waren und so können wir gleich von den wilden Seehunden und unseren Paddelkünsten erzählen. Herrlich. 

Den Abend lassen wir in beiden Restaurants ausklingen. Das liegt einfach daran, dass wir uns zu erst im Marktrestaurant umschauen und feststellen, dass es viel zu viel Fisch gibt. Dann wechseln wir das Restaurant und ich beweise Können im Tischaussuchen. Direkt neben uns sitzt eine Gruppe älterer Schiffsreisenden, die nicht nur besondere Kenntnisse der amerikanischen Geschichte, der Englischen Sprache und der Tierwelt zum Besten geben, sondern auch noch genau wissen wo die Sonne wahrscheinlich untergegangen ist und wo sie wahrscheinlich morgen wieder aufgehen wird. Nachdem auch noch die Fragestellung was „Early Bird Lobster“ bedeuten könnte ausgiebig erörtert wurde wird mir fast schwindlig. Bei solchen Gesprächen muß ich wirklich künstlich an mich halten um die Herrschaften nicht zu schütteln und alles was sie sagen zu verbessern. 
Aber ich schaffe es. Das liegt nur daran, dass ich so extrem entspannt bin in diesem Urlaub. 
Gut, dass ich unsere direkten Tischnachbarn besser ausgesucht habe. Und so verbringen wir einen wirklich sehr amüsanten Abend voller Reisegesprächen und erfahren, dass es in Frankfurt Deutschlands beste Dudelsackband gibt. Wer hätte das gedacht? 

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