I know of no single factor that more greatly affects our ability to perform than the image we have of ourselves. (..) The most dramatic changes that take place…occur when you abandon a concept of self which had previously limited your performance. My job is to let go of the concepts and limiting images which prevent me from perceiving and expressing my greatest potential.”


(Timothy Gallwey, author of Inner Game of Tennis; in The Total Runner by Dr. Jerry Lynch)

Sonntag, 1. Juli 2012

Der unschuldige Kanadier

Da wir ein volles Sportprogramm bei Bragi gebucht haben, gibt sie alles. Wie ich später feststellen werde, einfach eine Idee zuviel, weil ich nix vertrage, aber für den Moment bin ich hellauf begeistert. Und der Zeugwart auch. 

Wir fahren heute im Kanadier. Zu dritt. 

Zuerst fahren wir Zug und zwar in einen traumhaft kleinen Ort namens Bienenbüttel. Dort angekommen kreuzen wir den Ort einmal komplett und finden am anderen Ende die Kanadier. Die liegen da noch schön aufgereiht in ihrem Autoanhänger und hecken irgendwas aus. Ich kann nur nicht orten, was genau... mit Kanadiern habe ich absolut keine Erfahrung. 

Nachdem wir unsere Tonne mit den Picknickutensilien gefüllt, und der Einweisung der erfahrenen Kanadierfrau gelauscht haben, geht es los. Ich bekomme mein Paddel, es endet zwischen Schulter und Kinn, wenn es aufrecht vor mir steht, und wir begeben uns zur Ilmenau. 

Der Kanadier ist freundlich türkis und wir lassen ihn zu Wasser. 
Der Zeugwart nimmt als Steuermann hinten Platz. Bragi sitzt vorne, im Ausguck und ich soll zur Tonne in die Mitte. Alles sei ganz einfach. 
Ich soll den Schwerpunkt unten lassen, nicht aufstehen, nicht rum wackeln und mit dem Stechpaddel vorwärts kommen. Die obere Hand drückt nach vorne, die untere Hand zieht nach hinten. Eigentlich ganz einfach. Es kentern nur  rund 70% aller Paddler. Gut zu wissen.

Nachdem ich todesmutig eingestiegen bin und das kleine Boot nicht zum kentern gebracht habe, legen wir los. Und nach guten 5km habe ich den Bogen auch ein bischen raus und es klappt. 

Die Umgebung der Ilmenau ist wunderbar, der Fluß schlängelt sich durch die Landschaft, wir sehen Bisamratten oder Fischotter (wenn wir mehr Ahnung hätten, wüßten wir auch genau was es war), Schwanenfamilien, Entenfamilien und Kormorane. 
Natur pur, obwohl die Stadt ganz nah scheint. Dank den hervorragenden Ausgucken von Bragi und den zeugwartschen Steuerkünsten sind die S-Kurven kein nennenswertes Problem und auch Zwischensprints, 360° Drehungen und Bäume in Flußmitte sind kein Thema. Jeder von uns scheint perfekt positioniert. 
Ich handel hauptsächlich auf Anweisung und das klappt ganz hervorragend. Der Kanadier gehorcht einfach prima, das unschuldige Getue setzt er prima in die Tat um und ist ganz fromm. 

Die Fahrt zum Einstieg hat mit der Bahn übrigens nur 8Minuten gedauert, man könnte also meinen es wäre gleich um die Ecke. 
Aber bis Lüneburg sind wir immerhin insgesamt 22km unterwegs. Das ist eine lange Zeit um zu paddeln und vor allem um die ungewohnte Position durchzuhalten. 




In einem Kanadier hält man sich ja nicht mit gepolsterten Sitzen auf, die wären beim Kentern sicherlich auch blöd trocken zu legen. Also sitzen wir die Paddelzeit auf einem Holzbrett. 
Und weil ich sehr alt bin, ahne ich bereits als wir in Lüneburg gekonnt aussteigen und erfreulicherweise zu den 30 trockenen Prozent gehören, dass mir das Paddeln noch ein bischen in Erinnerung bleiben wird. 

Ich bin sicher spätestens am Dienstag, wenn nicht sogar schon Morgen sterbe ich vor Rücken- und Armmuskelkater. Mein Nacken wird mich umbringen und meine Schulterblätter werden bei jeder Gelegenheit mitteilen, wie sehr ihnen das Paddeln gefallen hat. 
Aber braun bin ich bestimmt geworden. 
Und, was fast noch am allerwichtigsten ist, es war einfach ein wunderbarer Tag. 

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